Das Studium der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) habe ich begonnen, um mein bisheriges Wissen um Wirkrichtung, Thermik und Geschmack gemäß der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu vertiefen und dadurch das dynamische Wirkpotential von Heilpflanzen besser zu verstehen.
In der Vorbereitung auf meine Abschlussprüfung zur Dipl. TEM-Expertin bin ich gerade in meinem Studium bei der Wacholderbeere (lateinisch Juniperus communis) angelangt, welche ich dir gerne aus Perspektive der TCM sowie der TEM näherbringen möchte.
Quelle: Pixabay
Genau gesagt, handelt es sich bei den Wacholderbeeren um Früchte. Die TCM klassifiziert die Früchte von der Thermik her als warm und vom Geschmack her als leicht scharf, bitter, süß, aromatisch. Der scharfe Geschmack verteilt, der bitter trocknet und leitet aus, der süße befeuchtet und entspannt und der aromatische vertreibt Nässe bzw. wandelt/transformiert diese in kostbare Säfte.
Der süße Geschmack hat als Botschafter die Aufgabe die Wirkung der Früchte zum Erdelement, sprich dem Magen sowie der Milz zu bringen. In der TCM werden der Milz der gesamte Verdauungstrakt, aber vor allem der Dünndarm zugeordnet, welcher wertvolle Essenz aus der Nahrung extrahiert. Diese wird anschließend im ganzen Körper verteilt. Das, was übrig bleibt wird nochmals in der Blase gefiltert und final als kostbare Essenz in den Nieren gespeichert.
Nochmals auf die Mitte bzw. den Verdauungstrakt zurückzukommen. Dieser wird gewärmt, Körpersäfte werden verteilt, Gär- und Fäulnisprozessen im Darm (TCM: Nässe, Schleim und Schlacken) wird vorgebeugt bzw. werden diese durch den aromatischen Geschmack transformiert sowie mittels des bitteren Aspektes über die Blase ausgeleitet.
Den Wirkmechanismus der Früchtchen beschreibt die TEM sehr gut. Die Wachholderbeeren-früchte beinhalten ätherische Öle, Terpene, Flavon-gylkoside, Zucker, Harz, Wachs. Der Hauptwirkstoff Terpinen-4-ol führt zur Mehrdurchblutung der Niere und vermehrt die Bildung des Harns. An dieser Stelle wird verständlich, dass die warme Thermik und der leicht scharfe, süß-aromatische Geschmack nicht nur den Magen sowie Verdauungstrakt erreichen, sondern anschließend durch den bitteren Geschmack (TCM), der trocknet (sprich Nässe, Schlacken, welche den freien Fluss von Energie und Blut blockieren) und ausleitet und in der Niere sein Potential entfaltet: Die entzündungshemmende, diuretische (ausleitende), karminative (blähungswidrige) Wirkung, bei Erkrankung ableitender Harnwege.
Dennoch sollte bedacht mit den Früchten umgegangen werden, denn aus Perspektive der TCM gleicht eine Entzündung nicht einer Entzündung. Diese kann ihren Ursprung aus Kälte, bakteriell/viral oder auch emotional bedingt haben. Hier bedarf es der genauen Differenzierung und keineswegs reiner Symptombehandlung. Deshalb empfehle ich die Konsultation einer fachkundigen Therapeutin oder eines fachkundigen Therapeuten
Die Wacholderbeere als verdauungsförderndes Gewürz passt hervorragend zu:
Sauerkraut, Kohl
Wild
Fettreiche Fleischgerichte
Schnapsherstellung/Gin wird aus Wacholderbeeren hergestellt.
Klaren Gemüse-Suppen, Zwiebelsuppe
Weitere Anwendungsmöglichkeiten:
Wärmendes Fußbad (kalte Füße, Oberschenkel, Unterleib, Menstruationsbeschwerden); kann auch mit Ingwer ergänzt werden.
Zahnfleischentzündung (1 Beere kauen; Max. 5 Beeren – ansonsten Eiweiß im Urin!)
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